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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 04.04.2025

März-Stammtisch: Ein fast vergessener Wohltäter

Ulrich Berger erinnert an Wilhelm Seybold – und klärt einen lange verbreiteten Irrtum auf

Er hat Nordheim nie vergessen. Er selbst geriet jedoch fast in Vergessenheit: Wilhelm Seybold.
Ulrich Berger, Nordheims Lokalhistoriker, referiert beim März-Stammtisch des Zabergäuvereins anlässlich Wilhelms 150. Todestages im letzten Jahr über diese für Nordheim bedeutende Persönlichkeit. „Wie Künzelsau von Würth und Heilbronn von Schwarz, so wurde Nordheim von Wilhelm Seybold mitgeprägt.”
Als 9. Kind von Gottfried Seybold und seiner Frau Susanne Herrlinger 1799 in Nordheim geboren, überlebt er als einziger Sohn der wohlhabenden Familie. Unterrichtet wird er in Nordhausen von dem hervorragenden Lehrer Carl Wagner, seine Ausbildung macht er in einem Heilbronner Handelshaus, von 1817 bis 1829 ist er in Antwerpen im Tuchhandel tätig.
Durch den Aufkauf vieler durch Realerbteilung immer kleiner und unrentabler werdenden Äcker wird er Eigentümer eines beträchtlichen Grundbesitzes in Nordheim.
1835 heiratet er die noch vermögendere Tochter eines Frankfurter Bankiers - Amalie von der Velden.
Er ersteigert ein Drittel des Widdumhofs und besitzt schließlich mit dem Worms'schen Hofhaus ein richtiges Hofgut in Nordheim.
Ab 1849 residiert er in Stuttgart. Er bekleidet politische Ämter und wird Mitglied in mehreren Organisationen.
Den Kontakt nach Nordheim verliert er nie. Er setzt sich für den Bahnanschluss in seinem Geburtsort ein und beteiligt sich am Bau eines neuen Kirchturms, wofür er den damaligen Stararchitekten Stuttgarts Christian Friedrich von Leins engagiert.
Sein altes Haus in Nordheim lässt er abreißen und ein Landhaus errichten mit Blick auf ein weites Gelände - das heutige Rathaus mit Ortspark!
Als Nordheim dringend einen Kindergarten braucht, stellt er unentgeltlich sein Anwesen in der Entengasse zur Verfügung und beteiligt sich am Gehalt der Kindergärtnerin. Später lässt er ein neues Gebäude errichten samt Wohnräumen für die Kindergärtnerin. Bis 1955 bleibt dies der einzige Kindergarten in Nordheim.
Wilhelms Tochter Agathe heiratet den Schweizer Adligen Friedrich von Marval. Sie leben einige Jahre in dem feudalen Landhaus der Eltern.
Seine kränkliche Tochter Clara bleibt ledig.
Frühzeitig regelt Wilhelm seinen Nachlass. Zwei Teile gehen an seine Töchter, ein Teil in eine Stiftung samt Armenstiftung.
Agathe vererbt ihrem ältesten Sohn Wilhelm von Marval-Seybold die Besitzungen in Nordheim, der wiederum alles seinem Sohn Kurt von Marval vermacht.
„Egal, wo man etwas bauen wollte - es waren alles Marval-Äcker”, sagt Ulrich Berger. Testamentarisch legt Kurt fest, dass sein Vermächtnis in die „von Marval’sche Stiftung” eingebracht wird, aus der die Gemeinde bis heute Unterstützung bei vielen öffentlichen Aufgaben erhält.


Im letzten Jahr klärt Ulrich Berger einen lange verbreiteten Irrtum auf: Das Gottfried Seybold zugeschriebene Porträt zeigt tatsächlich Wilhelm. Erst der Ortshistoriker kommt auf die Idee, den Bilderrahmen aufzuschrauben und die Rückwand zu entfernen. Die Widmung auf der Bildrückseite beweist eindeutig den tatsächlich Porträtierten.